Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Hauptsache, die Zahlen stimmen

TA 04.08.2022 – Kommentar zum Profit der Swiss

Die Fluggesellschaft hat die Pandemie finanziell für den Moment hinter sich gelassen. Sie ist allerdings auf Kosten von Passagieren und Angestellten gesundet.

Die Swiss hat das erste Halbjahr mit schwarzen Zahlen seit Beginn der Pandemie hinter sich.

Gleichzeitig will die Gewerkschaft SEV-Gata sie vor Gericht zerren, gehen die Piloten gegen die Sparpläne auf die Barrikaden. Die Passagiere sind enttäuscht, weil die Swiss Hunderte Flüge wegen Personalmangel gestrichen hat, und die Reisebüros wütend, weil sie die Kosten für den dadurch entstehenden administrativen Mehraufwand nicht übernehmen will. Das Finanzergebnis ist eine einzelne gute Nachricht in einer langen Reihe von schlechten. Aber sie scheint für die Firmenspitze die einzig wirklich wichtige zu sein.

Zu diesem Schluss kommt, wer sich ihr Verhalten in der Pandemie betrachtet: In den ersten Monaten hielt die Swiss aus Liquiditätsgründen Rückerstattungen für ausgefallene Flüge an die Passagiere zurück. Im vergangenen Herbst entschied sie sich dagegen, Personal zu rekrutieren, mit dem sie jetzt die hochgeschnellte Nachfrage bewältigen könnte.

Das ist beides noch nachvollziehbar: Hätte die Swiss 2020 schnell alles rückerstattet, wäre sie in finanzielle Not geraten. Und hätte sie Leute angestellt, die zu Beginn tatenlos rumgesessen wären, nur um ein Dreivierteljahr danach unter Volllast produzieren zu können, hätte auch niemand applaudiert.

Höhere Ansprüche

Allerdings geht zu weit, dass die Swiss für diesen Sommer den vollen Flugplan aufschaltete, obwohl ihr klar sein musste, dass er nicht zu bewältigen sein würde. Fast gleich ging sie vor anderthalb Jahren vor, als für den Sommer 2021 zuerst sämtliche Optionen buchbar waren. Fünf Wochen vor Beginn des Sommerflugplans strich die Airline dann über 9000 Flüge, weil sie zu schwach gebucht waren. Das Geld von 43’000 Passagieren hatte die Swiss trotzdem in der Kasse.

Man kann das nun geschickt nennen, und ja, die Zahlen geben den Swiss-Chefs recht. Aber die Öffentlichkeit stellt zu Recht höhere Ansprüche an ein Unternehmen, das aus den Trümmern der zuverlässigen Swissair hervorgegangen ist und in den 20 Jahren seiner Existenz zweimal mit viel gutem Willen gerettet werden musste.