Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

Eindringling schnappt sich Swiss-Auto und fährt über Landebahn

TA 12.10.2022Sicherheitslücke am Flughafen Zürich

Ein 27-Jähriger spaziert über das Rollfeld und versteckt sich in einem Flieger. Dieser ungewöhnliche Vorfall am Flughafen hatte bisher kaum Konsequenzen.

Sie gelten als die Oscars der globalen Luftfahrtbranche, und einer ihrer Seriensieger ist die Kantonspolizei Zürich: die sogenannten Skytrax-Awards. In der Kategorie für die weltweit beste Sicherheitskontrolle auf einem Airport durften Mitarbeitende der Flughafenpolizei in Kloten die Auszeichnung seit dem Jahr 2016 insgesamt fünfmal entgegennehmen – zuletzt im August.

Zwei Wochen später kommt es zu einer bizarren Sicherheitsgefährdung am bedeutendsten Schweizer Luft-Drehkreuz. Wie die Konsumentenzeitschrift «K-Tipp» berichtet hat, verschafft sich am 24. August ein junger Mann unbefugt Zutritt zum Flughafengelände. Gegen 22 Uhr spaziert er auf dem Rollfeld herum und kapert ein Auto der Swiss.

Er will mit Leuchtweste an Bord

Damit fährt der 27-Jährige über die Landepiste 28 zum Dock E, über dem sich auch die Zuschauerterrasse mit dem «Viewpoint A380» befindet. Diese ist bei Besuchern beliebt, weil das Dock hauptsächlich von Langstreckenfliegern genutzt wird – darunter auch das grösste seriengefertigte Verkehrsflugzeug der Welt, der Airbus A380.

Als der unbefugte Eindringling im Airport-Auto am Dock ankommt, stehen dort zwei Swiss-Maschinen nebeneinander. Das Bodenpersonal bereitet gerade die beiden Flieger für den Abflug nach São Paulo sowie nach Johannesburg vor. Offenbar findet der 27-Jährige im Swiss-Auto eine Leuchtweste und streift sie über. So versucht er, die Maschine nach Johannesburg zu besteigen.

«Offensichtlich verwirrt»

Ein gültiges Ticket dürfte er nicht dabeihaben, denn die Crew verweigert dem Mann den Zutritt an Bord. Daraufhin ergreift er die Flucht und verschanzt sich im Frachtraum des Langstreckenfliegers nach São Paulo – offenbar, um als blinder Passagier mitzufliegen. Dies birgt für gewöhnlich ein hohes Risiko zu erfrieren, wie einige traurige Beispiele beweisen.

Erst im Bauch des Flugzeugs entdeckt ihn ein Swissport-Mitarbeiter. Der Angestellte alarmiert die Flughafenpolizei, die den Eindringling schliesslich festnimmt.

Ein Arzt habe den «offensichtlich verwirrten Mann» untersucht, sagt die zuständige Kantonspolizei Zürich laut «K-Tipp». Eine Anfrage dieser Zeitung beantwortet die Kapo nicht und verweist auf die Staatsanwaltschaft.

Milde Strafe für Eindringling

Deren Sprecher Erich Wenzinger bestätigt den Vorfall und auch, dass der 27-Jährige vorübergehend in Haft war. Aber wie kam er auf das Rollfeld? «Der Beschuldigte verschaffte sich auf unbekannte Art und Weise – wohl durch mutwilliges Übersteigen des Umfriedungszauns – illegal Zugang zum Flughafengelände», sagt Wenzinger.

Die Staatsanwaltschaft Zürich habe den Mann wegen rechtswidriger Einreise, unrechtmässigen Aufenthalts, Hausfriedensbruchs und Störung von Betrieben, die der Allgemeinheit dienen, per Strafbefehl mit einer bedingten Geldstrafe sanktioniert, so der Sprecher. Die bedingte Strafe sei bereits rechtskräftig.

Einige Fragen bleiben jedoch unbeantwortet – unter anderem, ob der Eindringling psychisch erkrankt war und ob der Albaner in seine Heimat ausgeschafft wurde. Weitere Angaben könne die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen des Persönlichkeitsschutzes nicht machen.

Keine Konsequenzen nach sieben Wochen

Auch der Flughafen Zürich bestätigt den Vorfall. Man habe Anzeige gegen den Mann erstattet. Ob die aufgezeigte Sicherheitslücke ein Anlass sei, die Vorkehrungen auf dem Airport-Gelände angesichts des möglichen Schadenspotenzials zu verschärfen? Es werde «derzeit evaluiert, ob allfällige Anpassungen vorgenommen werden müssen», sagt eine Sprecherin.

Warum sieben Wochen nachdem ein Unbefugter lange unbemerkt auf dem Flughafengelände unterwegs war und ein internes Fahrzeug entwenden konnte, noch immer allfällige Sicherheitsanpassungen geprüft werden, beantwortet der Flughafen Zürich so: «Weil die Abklärungen zu diesem Vorfall noch nicht vollständig abgeschlossen sind, hat es bis anhin keine Anpassungen der Prozesse gegeben.»

Die Sicherheit am Airport Zürich habe höchste Priorität, und die Vorkehrungen seien dementsprechend gross. «Einzelfälle wie dieser können aber an keinem Ort mit hundertprozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden», sagt die Sprecherin.