Südanflug NEIN!

Zürich - Schweiz

Südstarts geradeaus
Keine Südstarts geradeaus

«Das sind die bravsten Bürger»

ZSZ 26.07.2006 – Nachgefragt

Thomas Morf

Herr Morf *, was war Sinn und Zweck der gestrigen Aktion?

Seit gestern haben wir 1000 Tage Südanflüge. Das ist ein trauriges Jubiläum. Deshalb haben wir uns entschieden, eine Aktion durchzuführen, die etwas ausgefallener war als üblich. Wir wollten damit klar machen: Unser Widerstand ist ungebrochen. Josef Felder und Konsorten können somit nicht behaupten, der Protest gegen die Südanflüge habe sich über die Jahre gelegt.

Trotzdem waren nur rund 30 Demonstranten anwesend – bloss der harte Schneiser-Kern.

Das hat zwei Gründe: Erstens haben wir Ferienzeit. Viele Schneiser sind im Urlaub. Zweitens braucht es für eine solche Aktion gar nicht 10 000 Leute wie an unseren Grossdemonstrationen in Bern oder Zürich – eine kleine Gruppe reicht zur Sperrung einer Brücke.

Die rund einstündige Brückensperrung war illegal.

Ich wehre mich gegen das Wort «illegal ». Natürlich, wir hatten keinen Stempel oder Unterschrift für diese Aktion. Aber angesichts der Tatsache, dass wir mit unserem Anliegen seit mehr als drei Jahren schlicht ignoriert und Verfahren absichtlich verschleppt werden, ist die Aktion gerechtfertigt. Es herrschte eine gute Stimmung unter den protestierenden Schneisern.

Macht Ihnen und Ihrer Truppe das halblegale Auflehnen gegen die Obrigkeit eigentlich auch ein bisschen Freude?

Das macht uns überhaupt keine Freude. Die Leute, die gestern in Kaiserstuhl waren, das sind die bravsten Bürger, die man sich vorstellen kann. Viele von ihnen demonstrierten mit der Einführung der Südanflüge zum ersten Mal in ihrem Leben. Gestern wurden von vielen von ihnen zum ersten Mal die Personalien von der Polizei aufgenommen. Sie sehen: Wir greifen bloss zu solchen Protest-Mitteln, weil es uns wirklich ernst ist, unsere Beschwerden nicht beantwortet werden und der ganze Prozess unnötig verzögert wird.

Was hat Ihr Verein in den letzten 1000 Tagen überhaupt erreicht? Was wäre heute anders, wenn es ihn nicht gegeben hätte?

Wahrscheinlich hätten wir ohne uns heute den ganzen Tag Südanflüge; nicht nur am Morgen und am Abend. Ganz sicher wären die Südanflüge ohne den Verein «Flugschneise Süd – Nein» kein öffentliches Thema mehr. Und – nicht zu vergessen – die Option des gekröpften Nordanflugs wäre wohl noch nicht so weit gediehen, wie sie es heute ist.

Ist denn der gekröpfte Nordanflug das Allheilmittel, als das er von vielen gehandelt wird?

Der «Gekröpfte» ist die zweitbeste Lösung. Selbstverständlich wäre die Wiedereinführung des ursprünglichen Gradanflugs das Beste. Derzeit müssen wir aber vor allem auf die Sicherheit achten. Es geht jetzt weniger um den Lärm. Die Gebiete im Osten und Süden des Flughafens sind sehr dicht besiedelt, und statistisch gesehen würde dort in den nächsten Jahren ein Flugzeug abstürzen. Darum ist die sofortige Einführung des gekröpften Nordanflugs von höchster Priorität.

Wann wird es so weit sein? Werden die Südanflüge noch weitere 1000 Tage andauern?

Ich hoffe es inständig nicht. Der «Gekröpfte» wäre bereits heute machbar. Derzeit fehlt es nur am politischen Willen, möglichst schnell etwas zu verändern. (dfr)

* Thomas Morf ist Präsident des Vereins «Flugschneise Süd – Nein».